Haarscharf am Ziel vorbei

Céline Reust zeigte an dieser SM eine tolle Leistung. Im Halbfinal lag sie nach vier Sätzen verdient 3:1 vorne; im fünften Satz hatte sie sogar einen Matchball. Trotzdem reichte es schlussendlich nicht für den Sieg gegen Rahel Aschwanden, gegen welche sie schon vor drei Jahren an der SM eine 3:1-Führung abgeben musste.

 

Céline ReustText: Daria Lehmann, Foto: René Zwald

 

Tischtennis ist nicht die einzige Sportart, die Céline Reust ziemlich gut kann – auch im Tennis war sie vor einigen Jahren an einem Kaderturnier mit dabei. „Die Stimmung unter den Spielerinnen dort war aber nicht zu vergleichen mit derjenigen im Tischtennis“, erzählt die 19-Jährige. Dadurch, dass auch Familienfreunde von Reutsts Mutter Tischtennis spielen, sei das Verhältnis unter den Trainingskollegen und -kolleginnen dort von Anfang an ein sehr gutes gewesen. „Im Tischtennis fühlte ich mich einfach viel wohler, als im Tennis.“

 

Die vielen guten Bekanntschaften waren aber für Reust sicherlich nicht der einzige Grund dafür, den Fokus auf die Sportart mit dem weissen Plastikball zu legen. „Tischtennis ist eine Challenge, es braucht extrem viel Feinkoordination und ist auch mental sehr anspruchsvoll.“ Auch fasziniere es Reust, dass man mit Erfahrung im Tischtennis sehr viel erreichen könne, wie es das Beispiel von Thierry Miller sehr schön zeige.

 

Céline Reust trainiert momentan in Montpelier, wo sie auch eine Sprachschule besucht. „Ich bin ein bisschen perfektionistisch“, gibt die angehende Jurastudentin zu und erklärt: „Wenn ich schon irgendwo für ein Jahr hingehe, will ich auch etwas davon haben.“ Trotzdem kam in den letzten Tagen dem Tischtennis die höhere Priorität zu, als der Schule. Céline Reust trainierte mehr als normalerweise und konzentrierte sich dabei vor allem auf Matchsituationen.

 

Als grosses Ziel für diese SM hatte sie sich dann vorgenommen, Rahel Aschwanden zu schlagen. „Ich wusste schon, dass auch die zwei vorderen Matches nicht leicht sein würden, aber da war ich eigentlich ziemlich optimistisch.“ Zurecht: Die ehemalige Nachwuchsschweizermeisterin zeigte sich im Spiel gegen Mireille Kroon sehr sicher und besiegte diese in vier Sätzen.

 

Auch gegen Aschwanden sah für Reust zunächst alles nach einem guten Ende aus – nach einigen Netzbällen zu ihren Gunsten liess Reust aber beim Matchball im fünften Satz das Glück im Stich: Ihr Topspin touchierte das Netz und folg dann haarscharf über die Kante der gegnerischen Tischhälfte ins Aus. „Das ist natürlich bitter, wenn am Schluss so wenig so viel ausmacht“, sagt Reust ein bisschen geknickt. Aber das gehöre halt zum Sport.

 

Im sechsten Satz musste Reust dann eine 2:11 Niederlage gegen eine sehr sicher und aktiv spielende Rahel Aschwanden einstecken. Trotzdem rappelte sich Erstere wieder auf – im siebten und letzten Satz schien nochmals alles möglich. Reust konnte immer wieder mit dem Vorhandtopspin punkten, währenddem Aschwanden vor allem mit Sicherheit überzeugte. Schlussendlich lautete das Ergebnis 8:11 gegen Reust, welche ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen konnte und am Ende des Spiels noch eine gelbe Karte einstecken musste. „Ich habe gut gespielt und ich war noch nie so nah dran“, bedauert die Zürcherin ihre Niederlage.

 

Die Enttäuschung der diesjährigen SM ist aber für Céline Reust kein Grund, weniger optimistisch in die Zukunft zu blicken: „Mein längerfristiges Ziel ist eine Teilnahme an den olympischen Spielen.“ Es motiviere sie auch sehr, an Rachel Moret zu sehen, dass man auch als Schweizerin im Weltranking weit nach vorne kommen könne.

 

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